[Open] Perspectives. Demokratieförderung durch die modellhafte Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit im ländlichen Raum Sachsens

Um die Gegenwart gestalten zu können, muss die Geschichte verstanden werden.

Auch Deutschland und Sachsen besitzen eine koloniale Vergangenheit. Vor diesem Hintergrund führt das IBZ zusammen mit der Katholischen Akademie des Bistums-Dresden-Meißen von 2023 – 2025 das Projekt [Open] Perspectives. Demokratieförderung durch die modellhafte Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit im ländlichen Raum Sachsens durch.

Hauptziel des Projekts ist die Förderung des Engagements gegen Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in unserem demokratischen Gemeinwesen in den Landkreisen Görlitz und Zwickau sowie der Stadt Chemnitz. Dazu werden sich die Teilnehmenden mit der Geschichte und den Ursprüngen von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen. Ausgangspunkt ist dabei das Erbe, das sich aus der deutschen Kolonialgeschichte und ihren verschiedenen Facetten (z. B. Entstehung von Rassismen aufgrund der Konstruktion eines fremdenfeindlichen „Anderen“, der Mission, der Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte) unter dem besonderen Bezug auf sächsische Regionalgeschichte ergibt.

Im Kontext der Auseinandersetzung mit diesem Erbe und gegen aktuell auftretende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit werden die Teilnehmenden unterschiedlicher Zielgruppen Perspektiven für unsere Gesellschaft entwickeln (u.a. durch die Entwicklung kolonialer Erinnerungsorte) und darin gestärkt werden, sich selbst aktiv in ihrem lokalen Gemeinwesen und der dortigen Zivilgesellschaft demokratisch engagieren können.

Folgende Projektmaßnahmen sind geplant:

1. Für Schüler/-innen an ostsächsischen Schulen, insbesondere des Landkreises Görlitz

Entwicklung und Vermittlung modellhafter Methoden und Materialien zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes in den ostsächsischen Kommunen im Kontext der Demokratiebildung. Diese werden in einem Materialkoffer gesammelt.

Dazu werden u.a. Materialien und Workshops angeboten zu den Themen:

Geschichte des deutschen Kolonialismus in Zusammenhang mit der Entstehung von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
Vor dem Hintergrund der Themenvielfalt und der Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus soll der Schwerpunkt auf die deutsche Kolonialtätigkeit im 19. Jh. gelegt werden. Neben der Geschichte werden sich die SchülerInnen kritisch mit den oft als Modernisierungsleistungen kolonialer (deutscher) Aktivitäten hinsichtlich des Landesauf- und -ausbaus, der Stabilisierung politischer und rechtlicher Verhältnisse in den Kolonien und der dortigen indigenen Kulturen, der medizinischer Versorgung etc. bis hin zu der Unterstützung der nationalstaatlichen Identitätsbildung auseinandersetzen.
Der Workshop bietet die Möglichkeit, anhand von Originalquellen sich mit den oft als Modernisierungsleistung begründeten kolonialen Aktivitäten kritisch auseinanderzusetzen.

Paul Graetz und die Durchquerung Afrikas mit dem Automobil – von der Scheinbarkeit einer Heldentat.
Paul Graetz wurde 1875 in Zittau geboren. Er durchquerte Afrika von Ost nach West mit dem Automobil. Obwohl als Automobilpionier noch bis vor kurzem gefeiert, zeigen die Planung und Durchführung dieser Expedition sowie die darauffolgenden Veröffentlichungen koloniale Macht- und Unterdrückungsverhältnisse einschließlich einer rassistischen Sprache und eines auf den Kolonialismus fußenden Menschenbildes auf.
Der Workshop bietet die Möglichkeit, anhand von Originalquellen sich mit den oft als Pionier- und Forscherleistung begründeten kolonialen Aktivitäten kritisch auseinanderzusetzen.

Ernst Pinkerts Beduinenkarawane –Konstruktion und die Imaginierung des Exotischen in Völkerschauen
Der Besuch von Völkerschauen waren im 19. Jahrhundert und bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein in breiten Teilen der Bevölkerung beliebtes Amüsement, aber auch als Bildung angesehene Freizeitbeschäftigung. Ernst Pinkert, der Begründer des Leipziger Zoos, wurde 1844 in Hirschfelde bei Zittau geboren. Er organisierte zusammen mit anderen eine sogenannte Beduinenkarawane bzw. bot im Zoo anderen reisenden Völkerschauen Repräsentations- und Verdienstmöglichkeiten. Er beteiligte sich damit an der Ausprägung exotischer nicht-europäischer Menschenbilder, Stereotypen und unterstützte so auch die Verbreitung rassistischer Vorbehalte und Konzepte.
Der Workshop bietet die Möglichkeit, anhand von Originalquellen u.a. das Phänomen der Völkerschauen kennenzulernen und sich damit auseinanderzusetzen. Zugleich zeigt der Workshop die Genese von Stereotypen und rassistischen Konzepten und Ordnungen und die damit verbundenen Weltbilder auf.

Weitere Materialien und Workshops werden zzt. konzipiert.

Angebot an Schulen und Bildungsträger

Was geschah in den Deutschen Kolonien?
Welche Spuren kolonialer Geschichte finden sich aktuell noch in Städten und Gemeinden in Ostsachsen?
Wie wirken in der Kolonialzeit herausgebildete rassistische Ordnungen und Hierarchien in der Gesellschaft bis heute nach?
Wie können sich Jugendliche gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit engagieren?

Das Projekt [Open] Perspektives bietet dazu thematische Workshops an.
Aufgrund der Förderung durch das Programm Weltoffenes Sachsen sind
alle Workshopangebote kostenlos.

2. Für Lehrende an ostsächsischen Schulen , insbesondere der Landkreise Görlitz und Bautzen

Im 2. Halbjahr 2023 werden wir im Rahmen einer hybriden Veranstaltungsreihe Bildungsmodule für Lehrerende anbieten, die sich mit der Geschichte des Kolonialismus durch das deutsche Engagement, dem Beitrag der Mission sowie die damit zusammenhängende Entstehung von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im 19. Jh. / Anfang des 20. Jh. auseinandersetzen. Zugleich vermittelt die Veranstaltungsreihe Ausgewählte aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse und Methodiken, diese in die schulische Bildung zu integrieren.“
Die Teilnahme an der Veranstaltungsreihe ist kostenlos.

3. Für Interessierte „In Verantwortung. Erbe und Ambivalenzen missionarischen Wirkens in der Vergangenheit.“

Die Workshopreihe bietet die Möglichkeit des Kennenlernens und der Auseinandersetzung mit dem ambivalenten Wirken von Mission im Kontext kolonialer Machtausübung in der Vergangenheit. Die Veranstaltungsreihe wird durch die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen organisiert.
Die Teilnahme an der Veranstaltungsreihe ist kostenlos.

Paul Graetz
Im Motorboot quer durch Afrika. Vom Indischen Ozean zum Kongo. Braunbeck & Gutenberg Aktiengesellschaft. Verlag Karl Siegismund. Berlin. 1912
(Private Sammlung)

Kalmücken im Zoologischen Garten in Dresden.
Allgemeine Illustrierte Zeitung. Nr. 46. 1883
(Private Sammlung)

Bericht des Vereins zur Unterstützung der armen N*kinder in der central-afrikanischen Mission
Köln. 44. Jg. 2. Heft. 1897
(Private Sammlung)
Verein der Industriellen der Kreise Rothenburg O.L. und Hoyerswerda
Der Verein der Industriellen der Kreise Rothenburg O.L. und Hoyerswerda mit seinen Mitgliedern unterstützte die kolonialen Aktivitäten des Deutschen Kaiserreiches. So war der Verein, neben vielen anderen Vereinen auch, ein Unterzeichner des öffentlichen Aufrufes zur Organisation des Ersten Deutschen Kolonialkongresses im Jahre 1902. Erklärung Der erste Deutsche Kolonialkongress fand im Oktober 1902 in Berlin statt und war eine Zusammenkunft aller deutschen Kolonialgesellschaften und -vereine, um ein größeres finanzielles Engagement des Reiches für Übersee-Projekte zu fordern. Die Veranstaltung unter der Leitung des Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, beförderte die "wissenschaftliche" Kolonisation und wurde als wichtiger Schritt zur Festigung des deutschen Kolonialreichs angesehen. Quellen und weitere Informationen Deutsche Kolonialzeitung: Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 19 (11.9.1902) 37 Bundeszentrale für politische Bildung (bpB)
Karl Wilhelm Nakonz
Karl Wilhelm Nakonz wurde in 1870 oder 1871 in Hoyerswerda geboren. Sein Vater war August Nakonz, der in Spremberg lebte bzw. auch dort starb. Karl Wilhelm Nakonz wohnte 1913 in Windhoek (Namibia) und war dort als Polizeiwachtmeister beschäftigt. Er beabsichtigte im selben Jahr Elise Magerkurth, 26 Jahre und geboren in Ermschwerd, Witzenhausen) zu heiraten. Die Heiratsabsicht beider wurde im Amtsblatt für das Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika durch das Kaiserliche Bezirksamt Windhoek (Namibia) öffentlich bekanntgegeben. Erklärung Ein Aufgebot war im Deutschen Kaiserreich die öffentliche Bekanntmachung einer bevorstehenden Eheschließung im kirchlichen oder zivilen Bereich, um mögliche Ehehindernisse wie eine bereits bestehende Ehe aufzudecken und zu verhindern, dass Doppel-Ehen geschlossen werden. Die Praxis des öffentlichen Aufgebots wurde nach der Einführung der Zivilehe im Kaiserreich von den Standesämtern übernommen und 1998 in Deutschland endgültig abgeschafft Quellen und weitere Informationen Amtsblatt für das Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika / herausgegeben vom Kaiserlichen Gouvernement in Windhuk. Ausgabe 5 (15.3.1914) 6.
Sektion Kamenz in der Deutschen Kolonialgesellschaft
Auch in der Stadt Kamenz gab es eine Sektion / Zweiggesellschaft der Deutschen Kolonialgesellschaft. Im Vergleich zu anderen Sektionen der Gesellschaft war diese allerdings zahlenmäßig klein. 1913 umfasst die Sektion 29 Mitglieder. Der Vorstand besteht aus dem Textilfabrikbesitzer Hermann Müller (Vorstandsvorsitzender), bereits seit min. 1901 Vertreter der Sektion im Bundesverein), dem Bürgermeister Dr. Feig (Stellevertreter) , Fabrikbesitzer Otto Raske (Schatzmeister) sowie Hrn. Reißig Schriftführer). Die Sektion veranstaltete zahlreiche Vorträge, u.a.: Am 28. November 1913 der Oberstleutnant Paul Lessner über seine „Erlebnisse in Kamerun“ Am 20.04.1914 sprach Prof. Dr. Solf (evtl. Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936) auf einem gut besuchten Lichtbildervortrag über Siedlung und Farmbetrieb in Südwestafrika“. In der Zeit des I. Weltkrieges wurde durch die Sektion das Gedenken an gefallene Mitglieder aufrechterhalten. So weist die Deutsche Kolonialzeitung 32 (1915) 2. Sonderbeilage zu Nr. 7 (20.7.1915) drei gefallene Vereinsmitglieder aus: Amtsrichter Dr. Boden, Lehrer Knecht, Planck, Hauptmann Quellen und weitere Informationen Kolonial-Handels-Adreßbuch : Mandatsgebiete in Afrika / Hrsg. vom Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, Wirtschaftlicher Ausschuss der Deutschen Kolonial-Gesellschaft. Jahrgang 5 (1901) Deutsche Kolonialzeitung : Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 30 (27.12.1913) 52 Deutsche Kolonialzeitung: Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft, Ausgabe 30 (15.2.1913) 7 Deutsche Kolonialzeitung: Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft Ausgabe 31 (23.5.1914) 21 Deutsche Kolonialzeitung 32 (1915) 2. Sonderbeilage zu Nr. 7 (20.7.1915)
Georg Horn
Missionsbaumeister Georg Horn stammt aus Kamenz und war Missionsbaumeister. Er wurde am 25. September bei Kämpfen nördlich von Longido (heute Stadt Longido in Tansania) leicht verwundet. Quellen und weitere Informationen Kolonie und Heimat: unabhängige koloniale Zeitschrift / Organ des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 8 (1915) 20
Dr. H. Zietzschmann
Dr. H. Zietzschmann aus Kamenz spendet im Jahre 1906 insgesamt 16 Mark für das Elisabethhaus in Windhoek (Namibia). Erläuterung Das Elisabethhaus in Windhoek, oft auch Elisabeth-Krankenhaus oder Entbindungsheim genannt, entstand in den Jahren 1907/08 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Initiiert wurde der Bau durch Spendenaktionen deutscher Organisationen, insbesondere des Frauenvereins der Deutschen Kolonialgesellschaft, und benannt wurde er nach Herzogin Elisabeth von Mecklenburg. Der Architekt Gottlieb Redecker entwarf das Gebäude im typischen Stil der Kolonialarchitektur: Steinbau mit großer Veranda, Rundbogenfenstern im Operationssaal, Türmen in der Ostfassade und einer Storchfigur auf dem Dach, die ihm den Spitznamen „Storchennest“ einbrachte. 1914/15 erfolgte eine Erweiterung nach Plänen von Wilhelm Sander, wodurch der Bau durch einen überdachten Gang ergänzt wurde. Von Beginn an war das Elisabethhaus als Entbindungsheim für Siedlerinnen gedacht. Die erste Geburt fand am 29. April 1908 statt. Bis 1981 kamen insgesamt über 12.000 Kinder dort zur Welt. In der Kolonialzeit stand das Haus jedoch vor allem den weißen Frauen, insbesondere den deutschsprachigen Siedlerinnen, offen. Damit spiegelt es deutlich die kolonialen Strukturen im Gesundheitswesen wider, die Einrichtungen und medizinische Versorgung fast ausschließlich für die Kolonialbevölkerung bereitstellten, während die indigene Bevölkerung nur sehr eingeschränkt Zugang hatte. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude zeitweise auch als Unterkunft für deutsche Flüchtlinge genutzt. Das Elisabethhaus war somit nicht nur ein Ort medizinischer Versorgung, sondern auch ein Symbol kolonialer Präsenz. Es demonstrierte den Anspruch der deutschen Verwaltung, moderne Infrastruktur für die eigene Bevölkerung zu schaffen, und zugleich die Ungleichheit in der Behandlung verschiedener Bevölkerungsgruppen. Heute gehört das Gebäude zum Campus der Namibia University of Science and Technology, steht seit 1986 unter Denkmalschutz und erinnert gleichermaßen an koloniale Herrschaft wie an die sozialen Veränderungen, die das Land seitdem durchlaufen hat. Quellen und weitere Informationen Deutsche Kolonialzeitung: Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 23 (24.11.1906) 47 Wikipedia.de
Dr. med. Berger
Dr. med. Berger aus Kamenz spendet im Jahre 1906 insgesamt 16 Mark für das Elisabeth-Haus in Windhoek (Namibia). Im Jahre 1909 spendet er 5 Mark für das Mädchenheim in Keetmanshoop (Namibia). Erläuterungen Das Elisabethhaus in Windhoek, oft auch Elisabeth-Krankenhaus oder Entbindungsheim genannt, entstand in den Jahren 1907/08 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Initiiert wurde der Bau durch Spendenaktionen deutscher Organisationen, insbesondere des Frauenvereins der Deutschen Kolonialgesellschaft, und benannt wurde er nach Herzogin Elisabeth von Mecklenburg. Der Architekt Gottlieb Redecker entwarf das Gebäude im typischen Stil der Kolonialarchitektur: Steinbau mit großer Veranda, Rundbogenfenstern im Operationssaal, Türmen in der Ostfassade und einer Storchfigur auf dem Dach, die ihm den Spitznamen „Storchennest“ einbrachte. 1914/15 erfolgte eine Erweiterung nach Plänen von Wilhelm Sander, wodurch der Bau durch einen überdachten Gang ergänzt wurde. Von Beginn an war das Elisabethhaus als Entbindungsheim für Siedlerinnen gedacht. Die erste Geburt fand am 29. April 1908 statt. Bis 1981 kamen insgesamt über 12.000 Kinder dort zur Welt. In der Kolonialzeit stand das Haus jedoch vor allem den weißen Frauen, insbesondere den deutschsprachigen Siedlerinnen, offen. Damit spiegelt es deutlich die kolonialen Strukturen im Gesundheitswesen wider, die Einrichtungen und medizinische Versorgung fast ausschließlich für die Kolonialbevölkerung bereitstellten, während die indigene Bevölkerung nur sehr eingeschränkt Zugang hatte. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gebäude zeitweise auch als Unterkunft für deutsche Flüchtlinge genutzt. Das Elisabethhaus war somit nicht nur ein Ort medizinischer Versorgung, sondern auch ein Symbol kolonialer Präsenz. Es demonstrierte den Anspruch der deutschen Verwaltung, moderne Infrastruktur für die eigene Bevölkerung zu schaffen, und zugleich die Ungleichheit in der Behandlung verschiedener Bevölkerungsgruppen. Heute gehört das Gebäude zum Campus der Namibia University of Science and Technology, steht seit 1986 unter Denkmalschutz und erinnert gleichermaßen an koloniale Herrschaft wie an die sozialen Veränderungen, die das Land seitdem durchlaufen hat. Das Mädchenheim in Keetmanshoop wurde im kolonialen Kontext gegründet, mit dem erklärten Ziel, dort einen Stützpunkt für das Deutschtum im Südwesten Afrikas zu errichten. Die Initiative stand in Verbindung mit kolonialen Frauen- und Siedlerorganisationen, die das Erziehen junger deutscher Frauen im Ausland als Teil ihres empire-politischen Engagements betrachteten. Das Heim war unter dem Namen „Bredowhaus“ bekannt und gehörte zu den Einrichtungen, die im deutschen Kolonialgebiet dazu dienten, deutsche Mädchen bzw. junge Frauen zu betreuen oder zu erziehen. Bei der Einweihung war Frau von Bredow 1927 anwesend, was auf die Bedeutung hinweist, die der Einrichtung in der kolonialen Siedlergemeinschaft zugemessen wurde. Die Gründung des Heims war nicht rein karitativ motiviert, sondern war eingebettet in ein ideologisches Projekt: Es sollte helfen, deutsche Kultur, Sprache und Werte in der Kolonie aufrechtzuerhalten und auszubreiten. Damit war das Mädchenheim Teil des kolonialen Bildungs- und Kulturprogramms, das häufig mit Missions- und Siedlerinteressen verflochten war. Quellen und weitere Informationen Deutsche Kolonialzeitung: Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 23 (24.11.1906) 47 Kolonie und Heimat in Wort und Bild : unabhängige koloniale Wochenschrift ; Organ des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft. Ausgabe 2 (12.9.1909) 26 library.namscience.com

Kontakt

Dr. Mathias Piwko
Projektleiter
piwko@ibz-martienthal.de
Tel.: +49 35823-77 254