Workshop 2

Wie mit geteilter kolonialer Geschichte umgehen? Postkoloniale Bildung im multikulturellen Kontext

Die sächsische Bildungslandschaft wird immer multikultureller. Laut der Statistik haben fast 15 Prozent der Schüler/-innen an sächsischen Schulen einen Migrationshintergrund.  Das heißt: immer mehr Schüler/-innen teilen nicht mehr dieselben Erinnerungskulturen wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft. Themen wie Kolonialismus werden immer wichtiger und sind heute Identitätskriterium vieler in Deutschland lebender Menschen. Die deutsche Bildungslandschaft ist darauf wenig oder kaum vorbereitet.

In Deutschland lebende migrantische Menschen sind dabei nicht ausschließlich aus Ländern und Regionen, die Opfer kolonialer Verbrechen und Unterdrückung waren. Ihre Familiengeschichten sind oft selbst durch Genozid, Leid und Unterdrückung gekennzeichnet, und das oft auch nicht nur aus Opferperspektive. Menschen mit türkischem Migrationshintergrund beispielweise, bis heute die größte Gruppe von Migrant/-innen, stammen selber aus einem Land, das erst durch mehrere Genozide (Armeniergenozid, Genozid an den Assyrern und Pontosgriechen) in der heutigen Form besteht und deren Staatsidentität auf koloniale, imperiale und rassistische  Mindstets baut. Daraaus ergeben sich für einen Workshop folgende Fragestellungen:

  • Welche Verantwortung ergibt sich für die multikulturelle deutsche Bildungslandschaft?
  • Wie kann man im Unterricht über Kolonialismus lehren, wenn teilweise Schüler/-innen vom „Opfer und Tätervolk“ (Türken, Kurden und Armenier, Ukrainer und Russen) nebeneinander in derselben Klasse sitzen?
  • Wie kann man unter Schüler/-innen mit migrantischem Hintergrund Awarenesse für die eigene Verantwortung in der kolonialen Geschichte schaffen, ohne jedoch deren eigene marginalisierte Stellung in Deutschland zu leugnen und rechtspopulistische Klischees zu bedienen?

Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos.

Termin: 13.11.2025, 13.00-15.30 Uhr
Ort: Universität Leipzig, Hauptcampus Seminarraum 205
Anmeldung: Bitte melden Sie sich an unter Email: zeitgeschichte@uni-leipzig.de
Leitung: Dr. Mathias Piwko, Projektleiter [open] Perspektives